
LES YEUX SANS VISAGE / OCCHI SENZA VOLTO (DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. RASANOFF) – F-I 1960 – Regie: Georges Franju – Produzent: Jules Borkon – Kamera: Eugen Schüfftan – Schnitt: Gilbert Natot – Musik: Maurice Jarre – Drehbuch: Pierre Boileau, Thomas Narcejac, Jean Redon, Claude Sautet, Pierre Gascar, nach einer Vorlage von Jean Redon – Darsteller: Pierre Brasseur (Docteur Génessier), Alida Valli (Louise), Edith Scob (Christiane Génessier), François Guérin (Jacques Vernon), Alexandre Rignault (Inspector Parot) u. a. – Länge: ca. 88 min. – Format: Schwarzweiß, Breitwand 1.66:1 – DVD: Criterion USA (als EYES WITHOUT A FACE)
Franjus erstaunlich hell ausgeleuchtetes Werk (Kamera: Eugen Schüfftan!) steht vom Plot her noch ganz in der Tradition des klassischen, romantischen Horrorfilms der 1930er Jahre, wobei insbesondere James Whales FRANKENSTEIN (1931) für die Erzählhaltung bedeutend gewesen sein dürfte. So ist es nicht etwa die entstellte Protagonistin (Edith Scob), die hier als Monster erscheint, sondern letztlich ihr an die Figur des Mad Scientist angelegter Vater (Pierre Brasseur). Entsprechend setzt Franju das zerstörte Gesicht der jungen Frau nicht als Schockeffekt ein: Er zeigt es lediglich einmal in einer unscharfen Subjektive. So bleiben die „Augen ohne Gesicht“, die der Originaltitel verspricht, etwas Ungreifbareres, eine Leerstelle, ein Schrecken, der ganz auf der Fantasie des Zuschauers beruht, und dadurch wahrscheinlich nachhaltiger wirkt als die besten Make-up-Effekte.
Wie sorgfältig der Film konstruiert ist, zeigt sich darin, dass sein eigentliches Thema – der Gegensatz von erster Erscheinung und wahrem Wesen, von Fassade und Inhalt, Oberfläche und Tiefenstruktur – letztlich auch durch die Lichtsetzung veräußerlicht wird: Je heller es in diesem Film ist, desto schrecklichere Dinge geschehen gerade.
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