Samstag, 30. Januar 2016

Hang Her High: THE HATEFUL EIGHT von Quentin Tarantino




„The Hateful Eight”

(USA 2015; Regie: Quentin Tarantino)


Ein Schneewestern im Grand Guignol-Stil: ein großes Kasperletheater der Grausamkeiten, erzählt in sechs Kapiteln, mit feinziselierten Dialogen, allerlei Boshaftigkeiten in Wort und Bild, dramaturgisch mit (mindestens) doppeltem Boden, visuell so breitbeinig-großspurig inszeniert wie durch die Beschränkungen der Handlungsorte begrenzt. Die theatral anmutende Hauptbühne des grellen Schauerstücks: Minnie‘s Haberdashery, ein „Kurzwarengeschäft“, in dem es alles, wirklich alles, nur eben keine Kurzwaren gibt. Den klaustrophobischen Handlungsort fotografiert Tarantinos Stammkameramann Robert Richardson im luxuriös-verschwenderischen Breitwandformat Ultra Panavision 70, mit auffällig gesetzten Lichtspots, die nie glaubwürdig eine Motivation durch den filmischen Realismus behaupten. Das Format kam in der Filmgeschichte bislang gerade zehn Mal zum Einsatz, unter anderem für monumentale Extravaganzen wie William Wylers „Ben-Hur“ (1959) und Anthony Manns „The Fall of the Roman Empire“ („Der Untergang des Römischen Reichs“; 1964) – für ein Quasikammerspiel wie „The Hateful Eight“ ist das ein ziemlich teurer Witz auf Kosten der Filmgeschichte, aber durchaus schön anzusehen.

Sonntag, 15. November 2015

Kino, grenzüberschreitend: Ein Sammelband zum „Transnational Cinema in Europe“




Buchrezension
Manuel Palacio & Jörg Türschmann (Hg.):
„Transnational Cinema in Europe“

Wer sich mit den nationalen Kinematografien Europas, ihren Beziehungen untereinander sowie zum globalen Filmmarkt beschäftigt, muss sich auch mit den seit der unmittelbaren Nachkriegszeit entstandenen europäischen Koproduktionen auseinandersetzen. Das Spannungsfeld zwischen Internationalisierung, Globalisierung und Lokalisierung im Hinblick auf das europäische Kino ist weit gefasst, unübersichtlich und bislang nur kursorisch von Film- und Medienwissenschaft erschlossen. Fragen nach der Relevanz von inter- und transnationalen europäischen Filmproduktionen und Handelsabkommen für nationale Kinematografien und die – bis heute nur vage und widersprüchlich bestimmte – europäische Identität sind zweifellos aktuell.

Samstag, 9. Mai 2015

TERZA VISIONE, parte due: Vacanze a Norimberga!



 
Terza Visione - 2. Festival des italienischen Genrefilms

Nach dem Einstand im April 2014 fand dieses Jahr vom 27. bis 29. März zum zweiten Mal das „Festival des italienischen Genrefilms“ im mittelfränkischen Nürnberg statt. Und nach dem gelungenen Auftakt letztes Jahr – für mich der absolute Höhepunkt des Filmjahres – bot das wieder im „KommKino“ und „Filmhauskino“ ausgerichtete Festival eine wahre Fundgrube an seltenen, ebenso außer- wie ungewöhnlichen Filmen abseits des Mainstreams und des engstirnigen Kanon-Denkens.

Freitag, 1. Mai 2015

Genrekino aktuell (I.): Ein Triple-Feature mit Vampiren, Monstern und einem Stalker




Drei Genrefilme, die zurzeit im Kino zu sehen sind oder demnächst anlaufen, alle im weitesten Sinne dem Independent-Sektor zuzuordnen, alle mit starken Frauen vor und hinter der Kamera, aber doch ganz unterschiedlich in Haltung und Umsetzung: Ana Lily Amirpour entführt in „A Girl Walks Home Alone at Night“ in eine Geisterstadt, in dem eine wunderschöne Vampirin auf ihrem Skateboard die Nacht durchstreift; Jennifer Kent lässt in „The Babadook“ eine neue Kinderschreckfigur von der Kette und Rob Cohen versucht mit „The Boy Next Door“, Exploitationkino und Mainstream zu versöhnen. 

Sonntag, 15. März 2015

Der Stand der Dinge: WAS HEISST HIER ENDE? von Dominik Graf



 

Was heißt hier Ende? – Der Filmkritiker Michael Althen

(Deutschland 2015; Regie: Dominik Graf) 


Wie man einen Essay über den Stand der Filmkritik dreht, der Lust und Frust, Glück und Misere des Berufsstandes auf den Punkt bringt, zugleich aber auch eines der schönsten Porträts über einen ausgewiesenen Exponenten dieser Zunft gestaltet, das demonstriert Dominik Graf in seinem neuen Dokumentarfilm „Was heißt hier Ende?“. Dabei mutet das Sujet zunächst eher sperrig an. Ist doch der Kritiker ein Mensch, dessen Arbeit sich meist unspektakulär gestaltet und die er im dunklen Kinosaal, bei den obligatorischen Pressevorstellungen, im Gewusel von Filmfestivals und bei Massen-Interviewterminen, nicht zuletzt auch im Büro verrichtet. Dort brütet er über den eigenen Notizen, dem Presseheft oder vor seinem Computer, sucht nach dem richtigen Zugang zum Film oder hackt einen Text in die Tasten. Die Ironie liegt auf der Hand: Wirklich „fotogen“ ist der Beruf des Filmkritikers nicht. Und wenn dann auch noch der Protagonist des Films, in diesem Fall der begnadete Kritiker Michael Althen (1962-2011), viel zu früh gestorben ist, gestaltet sich die Hommage doppelt schwer.

Samstag, 14. März 2015

Arbeit im Genre-Steinbruch: DIE KOCH MEDIA ITALOWESTERN-ENZYKLOPÄDIE, No. 1




DVD-Rezension
DIE KOCH MEDIA ITALOWESTERN-ENZYKLOPÄDIE, No. 1

Einen bunten Strauß Western-Merkwürdigkeiten, die das europäische Populärkino zwischen 1967 und 1970 hervorgebracht hat, bietet die erste Ausgabe der "Italowestern-Enzyklopädie" von Koch Media mit Filmen wie GENTLEMAN JO … UCCIDI (SHAMANGO; 1967) von Giorgio Stegani, … E PER TETTO UN CIELO DI STELLE (AMIGOS; 1968) von Giulio Petroni, I VIGLIACCHI NON PREGANO (SCHWEINEHUNDE BETEN NICHT; 1969) von Mario Siciliano sowie ROY COLT E WINCHESTER JACK (DREI HALUNKEN UND EIN HALLELUJA; 1970) von Mario Bava. Der Begriff Enzyklopädie ist tatsächlich treffend gewählt: Die DVD-Box versammelt abgesehen von … E PER TETTO UN CIELO DI STELLE eine Reihe eher billig produzierter, und damit typischer Werke des Subgenres, die als beispielhafte B-Filme ohne Hierarchisierung und Wertung dargeboten, so etwas wie einen überblickhaften Ausschnitt des Genres darstellen. In diesem Sinn erfüllt die Edition tatsächlich die filmhistorische Funktion eines Nachschlagewerks und ist eine Grundlage für die Forschungsarbeit am Genre durch Filmwissenschaftler und Fans, denen die eher obskuren Filme hier in durchgängig guter bis sehr guter Qualität präsentiert werden. Allenfalls eine wirkliche Ausgrabung fehlt vielleicht wie sie Koch Media z.B. mit der Veröffentlichung von Nando Ciceros gewalttätigem IL TEMPO DEGLI AVVOLTI (ZEIT DER GEIER; 1967) oder Giulio Petronis Schlüsselwerk TEPEPA (1969) geleistet hat.

Robert Altman zum 90. Geburtstag



American Dreamers/American Losers
– Eine kursorische Passage durch Robert Altmans Werk

I. Altman, Hollywood Survivor


„It's all just one film to me. Just different chapters.“
(Robert Altman)

Robert Altmans (1925-2006) Karriere verlief nie linear, sondern war geprägt von Aufs und Abs, von Kurven und Knicks, von dauerhaften Kämpfen, die er mit Studios und Produzenten führte, und nicht zuletzt von einer äußerst wechselhaften Beziehung zum Publikum: Mal war er zur rechten Zeit am rechten Ort, dann wieder down and out. Altman war ein maverick director, immer dabei und doch außen vor. Am ehesten am Puls der Zeit war er in den 70er Jahren. Lediglich „M*A*S*H“ („M.A.S.H.“; 1970) – auch heute noch sein bekanntester Film – und „The Player“ (1992) waren wirklich große kommerzielle Erfolge, die dem Regisseur seinen Status als Außenseiter in Hollywood sicherten. Durch „M*A*S*H“ erhielt Altman die Möglichkeit, seinen großen Korpus von Filme zu realisieren. Quer durch alle Genres entstanden ab seinem Kinodebüt von 1957, dem Jugenddrama „The Delinquents“, bis zu dem melancholischen Ensemblestück „A Prairie Home Companion“ („Robert Altmans Last Radio Show“; 2006) in seinem Todesjahr 35 Kinospielfilme, zahlreiche Fernsehfilme, Dokumentationen und Serienepisoden sowie Filme, die er für befreundete Filmemacher wie Alan Rudolph produzierte.

Sonntag, 25. Januar 2015

Filmgeschichte kompakt: Gian Piero Brunettas “The History of Italian Cinema”



Buchrezension
Gian Piero Brunetta: The History of Italian Cinema. A Guide to Italian Film from Its Origins to the Twenty-First Century

Wer sich mit italienischem Kino beschäftigt, dem wird Gian Piero Brunetta ein Begriff sein. Der an der Universität Padua lehrende Filmhistoriker hat in seinem Heimatland seit Ende der 1960er Jahre eine Vielzahl von Büchern zum italienischen Kino veröffentlicht, unter denen insbesondere die vierbändige „Storia del cinema italiano“ (Rom 1979ff.) als Standardwerk gelten muss. Mit der seit fünf Jahren vorliegenden englischen Übersetzung von Brunettas 2003 im italienischen Original erschienen „Guida alla storia del cinema italiano, 1905-2003“ wird nun ein Teil dieser nationalen Filmgeschichtsschreibung für das englischsprachige Ausland erschlossen.

Für ein paar Hochglanzbilder mehr: „Dreckige Spaghetti“ im Hannibal-Verlag




Buchrezension
Uwe Killing: Dreckige Spaghetti – Die glorreiche Geschichte des Italo-Western

Die unter Bezeichnungen wie Western allitaliana, Italowestern oder Spaghetti-Western subsumierten Eurowestern der 1960er und 70er Jahre stellen das wohl letzte (Sub-)Genre dar, mit dem europäische Produzenten auch auf den internationalen Märkten mit B- und C-Filmen reüssieren konnten. Diese goldene Ära des europäischen Genrekinos ist lange schon vorbei, auch wenn Quentin Tarantinos Italowestern/Southern-Remix „Django Unchained“ (2012) in den ehemaligen Koproduktionsländern der Italowestern – Italien, Deutschland und Frankreich – unverschämt erfolgreich lief. Der europäische Genrefilm lebt heute, abgesehen von Ausnahmen wie dem französischen Polar, bestenfalls im Fernsehen weiter, wo Autoren wie Dominik Graf, für den der TV-Krimi erklärtermaßen ein Substitut des B-Films ist, tatsächlich immer wieder Großes zu leisten vermögen.

Zack! Bam! Peng! – Ein Sammelband über das Actionkino


 
Buchrezension
Irsigler / Lembke / Strank (Hg.): Actionkino – Moderne Klassiker des populären Films

Für den mit akademischen Gepflogenheiten nicht vertrauten Leser muten Aufsatzsammlungen aus dem film- und medienwissenschaftlichen Umfeld oft wie willkürliche Zusammenstellungen von Einzeltexten an, deren Relevanz zum jeweiligen Thema sich mal mehr, mal weniger überzeugend erschließt. Das Ergebnis ist für die Leser meist nur wenig befriedigend, auch da die so zusammengestellten Essays oft von unterschiedlicher Qualität sind und eine gemeinsame Methodik fehlt.

Sonntag, 20. Juli 2014

It’s a Mad, Mad, Mad (Men’s) World: Ein neues Buch über MAD MEN




Buchrezension
Daniela Sannwald: Lost in the Sixties – Über Mad Men 

Fernsehserien sind en vogue. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in einer der großen Tageszeitungen ein Vergleich zu einer der (gar nicht mal so neuen) „Qualitätsserien“ gezogen wird – sei es im Wirtschaftsteil, in der Kommentarspalte oder im Feuilleton. Anfang Mai durfte sich sogar ein schlecht gelaunter Redakteur auf der Titelseite der Süddeutschen unter der lyrischen Überschrift „Suff, Sex, Mord“ an der zu diesem Zeitpunkt erst in den USA ausgestrahlten 4. Staffel der HBO-Serie „Game of Thrones“ abarbeiten (SZ vom 5. Mai 2014).

Sonntag, 8. Juni 2014

Edgar Wallace, Karl May et. al.: Fünf frühe deutsche Tonfilme auf DVD




In der Reihe „Schätze des deutschen Tonfilms“ veröffentlichen die Labels „Spirit Media“ und „Koch Media“ seit 2010 eine Reihe von frühen Tonfilmen auf DVD, die insbesondere für Sammler relevant sind, die an der Filmgeschichte des deutschen Genrekinos interessiert sind. Im Folgenden eine Besprechung von fünf dieser Veröffentlichungen, allesamt Literaturverfilmungen im weitesten Sinne und Genres und Zyklen zugehörig, die in der Nachkriegszeit noch einmal außergewöhnliche Erfolge feieren sollten. Zu den Filmen zählen die beiden Edgar-Wallace-Adaptionen „Der Hexer“ (1932; Regie: Carl Lamač bzw. Karel Lamač) und „Der Doppelgänger“ (1934; R: E. W. Emo bzw. Emerich Josef Wojtek), die Karl-May-Verfilmung „Durch die Wüste“ (1936; R: J. A. Hübler-Kahla), die Arthur-Conan-Doyle-Adaption „Der Hund von Baskerville“ (1937; R: Carl Lamač) sowie Géza von Bolvárys Komödie „Lumpacivagabundus“ (1937), die frei auf Johann Nestroys Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ basiert.

Samstag, 7. Juni 2014

Und du, mein Freund, bist der Böse …: STEREO von Maximilian Erlenwein


"Stereo" 
(Deutschland 2014; Regie: Maximilian Erlenwein) 


Was ist eigentlich mit dem deutschen Kino los? Da hat man sich bequem in seinen Vorurteilen eingerichtet und ein für alle Mal beschlossen, dass die Deutschen einfach kein Genrekino können (bzw. es nicht einmal mehr versuchen). Und dann begegnet einem mit Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“ ein exzellenter deutsch-österreichischer Western, kurz darauf mit Jakob Lass‘ Mumblecore-Indiefilm „Love Steaks“ eine tatsächlich lustige Komödie – und nun mit Maximilian Erlenweins „Stereo“ auch noch ein Thriller, der sich ganz bewusst auf das Formelhafte des Genrefilms bezieht und wider Erwarten sowohl campy als auch effektiv ist.

Sonntag, 23. März 2014

Zwei Liebesfilme: HER von Spike Jonze und LOVE STEAKS von Jakob Lass

 


„Her“ (2013; R: Spike Jonze) / „Love Steaks“ (2013; R: Jakob Lass)
 
Zwei ungewöhnliche Liebesfilme hält der März 2014 für Kinobesucher bereit: Spike Jonzes futuristische Hipster-Romanze „Her“ und Jakob Lass‘ bodenständig-zupackender, wunderbar respektloser Independentfilm „Love Steaks“, in dem ein schüchterner Masseur und eine alkoholkranke Küchenhilfe in einem Ostsee-Kurhotel erst aneinander geraten und bald übereinander herfallen.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Genre/Österreich (II.): DAS FINSTERE TAL von Andreas Prochaska


„Das finstere Tal“
(Österreich/Deutschland 2014; Regie: Andreas Prochaska)

Es war einmal ein abgeschiedenes Tal in den Tiroler Alpen. Die Menschen, die sich hier vor vielen Jahren niedergelassen hatten, lebten nach einfachen Regeln. Den Lebensrhythmus gaben die Jahreszeiten vor. Die Leute aßen, was der Boden, die Wälder und ihrer Hände Arbeit hergab. Sie achteten die Gebote der Kirche. Mehr aber noch gehorchten sie den Regeln des alten Brennerbauern (Hans-Michael Rehberg), der mit seinen sechs Söhnen im Tal wie ein König herrschte. Bis eines Tages ein Fremder (Sam Riley) in das Tal kam.

Genre/Österreich (I.): BLUTGLETSCHER von Marvin Kren



„Blutgletscher“
(Österreich 2013; Regie: Marvin Kren)

Genrekino made in Austria: Nach Andreas Prochaskas Slasherfilm-Duo „In 3 Tagen bist du tot 1 & 2“ (2006 / 2008) und eine Woche vor Prochaskas Ganghofer-meets-Corbucci-Alpenwestern „Das finstere Tal“ kommt mit Marvin Krens „Blutgletscher“ ein weiterer Versuch in die Kinos, Genretraditionen und Formeln wiederzubeleben, die einst im wilden europäischen Koproduktionskino der 1960er und 70er Jahre florierten, aber heute weitgehend ausgestorben sind. Das unmittelbare Vorbild für den mit „Blutgletscher“ angemessen trashig betitelten Horrorfilm von „Rammbock“-Regisseur Marvin Kren ist jedoch unverkennbar amerikanischen Ursprungs: John Carpenters „The Thing“ („Das Ding aus einer anderen Welt“; 1982), der als Remake des Christian Nyby/Howard Hawks-Klassikers von 1951 Kammerspiel und Paranoiathriller, Horrorfilm und Western zu einem der effektivsten Genrestücke der frühen 1980er Jahre fusionierte.

Sonntag, 12. Januar 2014

Jahresrückblick 2013

 

Wie kurzlebig unsere Zeit geworden ist. Während ich meine Top-10 der 2013 in deutschen Kinos angelaufenen Filme für das Online-Filmmagazin "Filmgazette" zusammenstellte, fiel mir auf, dass die meisten der Filme längst zuhause als Blu-ray oder DVD im Regal stehen. Früher hat es ewig gedauert, bis ein Film aus dem Kino in die Videotheken und dann in den Handel gewandert ist. Heute geht das alles rasend schnell – so schnell, dass die Kinoaufführung bei vielen Filmen eher an eine lästige Pflichtveranstaltung erinnert: ein aufwendiger Werbegag, der den Auftakt setzt für die Gewinnmaximierung durch vielfältige Ausspielwege. Hinzu kommt, dass – abgesehen von ganz wenigen Klassikern – heute kaum noch Filme wiederaufgeführt werden und immer mehr Filme in immer kürzerer Zeit ihre Kosten im Kino einspielen müssen.

Die elektrische Garotte: THE COUNSELOR von Ridley Scott


"The Counselor"
(USA/UK 2013; Regie: Ridley Scott)


Eine Drahtschlinge ist das Mittel der Wahl. Einmal um den Hals des Opfers geworfen, springt ein kleiner Elektromotor an und zieht die Schlinge zu. Unaufhaltsam läuft die Mechanik ab, bis innerhalb weniger Minuten – je nach physischer Konstitution des Opfers – die Schlinge zunächst die Halsschlagader durch- und zuletzt den Kopf von Rumpf abtrennt. Wer sich mit mexikanischen Drogenhändlern einlässt und seine neuen Freunde hintergeht, dem kann es passieren, dass ihm diese ebenso perfide wie effektive Mordkonstruktion eines Tages mitten im Trubel einer x-beliebigen westlichen Großstadt um den Hals geworfen wird. Dann ist alles vorbei.

Samstag, 21. Dezember 2013

Faster, Machete! Kill! Kill!: Robert Rodriguez' MACHETE KILLS

 

"Machete Kills"
(USA 2013; Regie: Robert Rodriguez)

Da ist sie also, Robert Rodriguez' Fortsetzung der Trash-Extravaganz "Machete" von 2010. "Trained to kill. Left for dead. Back for more.", verspricht die tag line. Der Plot ist so abstrus, wie es zu erwarten war: Nach einem missglückten Einsatz gegen mexikanische Waffenhändler, bei dem seine Partnerin (Jessica Alba) getötet wurde, wird der Ex-Federale "Machete" Cortez (Danny Trejo) von US-Präsident Rathcock (Charlie Sheen) damit beauftragt, den Waffenhändler Mendez (Demián Bichir) auszuschalten.

Mittwoch, 4. September 2013

Wahn und Analyse: Rodney Aschers ROOM 237




"Room 237" 
(USA 2012; Regie: Rodney Ascher)

Die meisten Zuschauer, die 1980 "Shining" im Kino sahen, waren wohl der Ansicht, dass Stanley Kubricks Horrorfilm von einem gescheiterten Schriftsteller handelt, der ein eingeschneites Berghotel als Hausmeister instand hält, darüber verrückt wird und schließlich versucht, seine Familie zu ermorden. Weit gefehlt! In Wirklichkeit handelt die Stephen-King-Adaption, in der Jack Nicholson eine diabolische Glanzleistung ablieferte, vom Genozid an den US-amerikanischen Ureinwohnern. Oder ist "Shining" eine Allegorie des Künstlers Kubrick auf die (Gewalt-)Geschichte der Menschheit im Allgemeinen und den Holocaust im Besonderen? Ist "Shining" womöglich sogar der Beweis dafür, dass der Regisseur 1969 die Mondlandung inszeniert hat, und gemeinsam mit der NASA und der US-Regierung der ganzen Welt eine lange Nase gedreht hat?