Am 20. Mai
1984 wurde Sergio Leones letzte Regiearbeit "Once Upon a Time in America"
("Es war einmal in Amerika"), auf dem Filmfestival Cannes uraufgeführt
– ein ausufernder Gangsterfilm von epischen vier Stunden Länge, mit dem Leone nach
"C'era una volta il West" ("Spiel mir das Lied vom Tod";
1968) und "Giù la Testa" ("Todesmelodie"; 1971) sein Triptychon
vom Werden Amerikas beendete. Dieses Jahr wurde in Cannes eine um 25 Minuten verlängerte
"Redux"-Fassung vorgestellt, die Leone als erweitere Fernsehfassung geplant
hatte. Diese Fassung – die ich noch nicht gesehen habe – stellt keinen neuen Director's
cut dar, denn dieser liegt mit der auf DVD und Blu-ray erhältlichen Langfassung
schon seit Jahren vor. Eine interessante Erweiterung ist sie jedoch allemal,
wie dieser 4-minütige Clip belegt, der bislang in keiner offiziellen Fassung zu
sehen war und den die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera hochgeladen hat.
In der neuen Szene trifft Robert De Niros alternder Gangster die von Louise Fletcher gespielte Direktorin des Riversdale-Friedhofes, auf dem seine Jugendfreunde begraben sind:
In der neuen Szene trifft Robert De Niros alternder Gangster die von Louise Fletcher gespielte Direktorin des Riversdale-Friedhofes, auf dem seine Jugendfreunde begraben sind:
Leones
Klassiker ist ein Film, der sich am besten als Abfolge großer Momente und
überlebensgroßer Tableaus lesen lässt und gänzlich in einer hermetisch
abgeschlossenen, labyrinthischen Welt verbleibt. Der Titel verspricht ein Es war einmal, doch die Erzählung hat
noch nicht einmal diesen vagen Ausgangspunkt: Ob wir den Erinnerung eines alten
Gangsters (Robert De Niro) folgen, der sich an den Orten seiner Kindheit und
Jugend auf der Suche nach seiner verlorenen Zeit befindet, oder wir nur dem
Opiumtraum dieses Mannes folgen, alles also eine drogengeschwängerte Fantasie oder
ein Traum ist, das bleibt letztlich unklar. Ob Szenen wie die erweiterte
Sequenz auf dem Riversdale-Friedhof "Once Upon a Time in America" tatsächlich
bereichern oder ob durch die Erweiterungen ein meisterlicher, aber auch sehr
langer Film einfach nur länger wird, können wohl nur diejenigen beurteilen, die
in Cannes waren. Dass die Qualität der neu eingefügten Szenen offensichtlich stark
gegenüber denen der offiziellen Kinolangfassung abfällt, ist vielleicht sogar
begrüßenswert, denn so sind diese Szenen immer auch als nachträglicher Eingriff
und als filmhistorische Ergänzung erkennbar.
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