Sonntag, 10. Mai 2009

SHINING in der Populärkultur

Popkultur lebt von der Verzweigung, der Rhizomisierung, der Verästelung; davon, dass Bekanntes in Einzelteile zerschlagen und zu Neuem zusammengesetzt wird. Oder wie Georg Seeßlen einmal so schön feststellte: "Der Mythos ist eben eine Art von Wissen, das von sich selber nichts weiß, und populäre Mythologie ist ein System von Mythen, in dem es ziemlich aussichtslos ist, nachzuweisen, wer wann etwas wovon gewusst haben soll. Und natürlich: wer wem was geklaut hat." (Seeßlen: Die Matrix entschlüsselt; 2003; S. 9). Im Idealfall bleibt aber für den kenntnisreichen Konsumenten auch im Zitat noch die Referenz auf das Original erhalten. Bei einzelnen, besonders exponierten Stücken Popkultur wird dies beim Zitieren gar zum wesentlichen Teil des Vergnügens der Rezipienten erhoben und ist von vorneherein einkalkuliert. Stanley Kubricks The Shining (Shining; 1980) ist ein gutes Beispiel hierfür (ähnlich wie 2001 – A Space Odyssee [1968] vom gleichen Regisseur, die Eröffnungssequenz des ersten Godfather-Films [Der Pate; 1972] oder von C’era una volta il West [Spiel mir das Lied vom Tod;1968], ganz grundsätzlich auch Leones Duell-Inszenierung und so ziemlich alles aus Casablanca [1942], Star Trek [1966ff.] und Star Wars [Krieg der Sterne; 1977ff.]).


Stellvertretend hierfür – und von vornherein ebenso kursorisch wie größtenteils aufs Audiovisuelle beschränkt – im Folgenden einige der originellsten Beispiele für den populären Zugriff auf Kubricks Verfilmung des Durchbruchsromans von Stephen King – selbst auf der vermeintlich ersten Ebene – dem Roman – ein Stück Popkultur per definitionem, denn schon das Buch wurde freilich von King zusammengestückelt aus Versatzstücken des Horrorfilms und der Schauerromantik.



Als erstes Beispiel wäre da etwa das Buch zum Buch im Film, welcher selbst schon die Verfilmung eines Romans ist, der davon erzählt, wie ein Schriftsteller sich ansetzt, ein Buch zu schreiben (und dabei nicht nur scheitert, sondern gleich verrückt wird): Schon länger bei dem Platzhirsch für Online-Buchbestellungen zu erhalten, gibt es dies nun auch professionell aufbereitet: Jack Torrances Roman Was Du heute kannst besorgen ... (nun inkl. Audiobook!). Alle, die den Film bzw. seine deutsche Synchronfassung noch in Erinnerung haben, werden wissen, dass der Roman nur aus einem endlos wiederholten Satz besteht, eben: "Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen."
Stärker dem Haptischen zugeneigten Zeitgenossen wäre alternativ auch der „Torrance-Raum“ der
Hamburger Kunsthalle zu empfehlen.

Amüsantes findet sich auch bei dem Video-Flohmarkt Youtube, der virtuellen Rumpelkammer der Popkultur. Da wäre zunächst einmal der Original-Trailer des Films:




Zusätzlich findet sich hier jedoch auch eine modifizierte Variante, die geradezu kongenial und dabei ungemein effektiv die Macht des Tons beim Film verdeutlicht. Clint Eastwood sagte einmal, Film sei zu 40 Prozent Sound. Manchmal aber ist es auch ein ganz anderer Film, der sich so fabriziert lässt:



Dann könnte man auch noch den unvermeidlichen mit LEGO nachgestellten Trailer ansehen:



Natürlich findet sich hier auch der ebenso obligatorische Auftritt bei den Simpsons:




Eine meiner Lieblingsvarianten stammt schließlich von der Animationskünstlerin Jennifer Shiman, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, bekannte Filme in 30 Sekunden mit animierten Häschen nachzuerzählen. Hier der direkte Link auf die Seite der Künstlerin (mehr Kürzestfilme finden sich auf Angry Alien Productions). Die Youtube-Variante ist leider seit Anfang April aufgrund einer GEMA-Abmahnwelle nicht mehr so ohne weiteres von Deutschland aus aufrufbar (was ärgerlich und kontraproduktiv ist). Unbedingt ansehen!