2008 war kein wirklich gutes Filmjahr, eher ein durchschnittlicher Jahrgang mit vielen mittelmäßigen Filmen, einigen großartigen und einigen bodenlos schlechten.
Da die Popkultur von Listen lebt: hier jeweils in keiner besonderen Reihenfolge meine Tops/Flops des Kinojahrs 2008.
The Good:
CHANGELING (Clint Eastwood, USA 2008) – Eastwood did it again: Ein beeindruckendes Stück dark Americana und ein meisterliches Period Piece zugleich.
EASTERN PROMISES (David Cronenberg, Can-UK-USA 2007) – Trotz Annäherung an den Mainstream wird Cronenberg immer besser. Allein die Kampfsequenz im türkischen Bad dürfte dem Film den Status eines Klassikers verschaffen.
MR 73 (Olivier Marchal, F 2008) – Nicht so gut wie der Vorgänger „36“, aber so viel besser als vieles, was 2008 zu sehen war.
INTO THE WILD (Sean Penn, USA 2007) – Sean Penns vierter Langfilm ist auch sein erstes Meisterwerk: berührend, meditativ, brillant gefilmt.
VICKY CHRISTINA BARCELONA (Woody Allen, E-US 2008) – Das europäische Exil ist Allen wunderbar bekommen: Ein leichter, entspannter Film, auf seine eigene Weise perfekt.
BEFORE THE DEVIL KNOWS YOU’RE DEAD (Sidney Lumet, USA-UK 2007) – Die guten Filme über Amerika dieses Jahres tendierten dazu, to paint it black. Lumet macht da keine Ausnahme. Dass er aber mit 84 Jahren immer noch keine gediegenen Alterswerke inszeniert, sondern seinen klaren, stringenten Thrillern treu bleibt: Hochachtung!
GONE BABY GONE (Ben Affleck, USA 2007) – Ben Affleck kann Regie führen, und wie! Vielleicht die Überraschung des Jahres.
SURVEILLANCE (Jennifer Chambers Lynch, USA-D 2008) – O. K., der Plottwist ist wirklich schwach, aber bis dahin…
THE MIST (Frank Darabont, USA 2007) – Die nur auf DVD veröffentlichte Schwarz/Weiß-Version zeigt, wie gut Darabonts Film auch im Kino hätte sein können.
NO COUNTRY FOR OLD MEN (Joel & Ethan Coen, USA 2007) – Ein Neo-Western nach Cormac McCarthy und, da hat Andrew Sarris gewiss recht; ziemlich nihilistisch. Sei’s drum, das passt doch hervorragend zur Noch-Bush-Ära...
SLEUTH (Kenneth Branagh, USA 2007) – War das nun noch modern, oder schon postmodern?
THERE WILL BE BLOOD (Paul Thomas Anderson, USA 2007) – Vor allem wegen Daniel Day-Lewis und dem bedrohlichen Sound-Design.
TROPA DE ELITE (José Padilha, BRA 2007) – Politisch zwiespältig, aber meisterlich inszeniert.
3:10 TO YUMA (James Mangold, USA 2007) – Eigentlich gefiel mir Andrew Dominiks THE ASSASSINATION OF JESSE JAMES… besser, aber der lief 2008 schon nicht mehr in unseren Kinos. Mangolds Variation von Delmer Daves’ Westernklassiker ist aber gewiss auch ein würdiger Vertreter des Genres. Das Original mit Glenn Ford bleibt dennoch unerreicht.
THE MIDNIGHT MEAT TRAIN (Ryûhei Kitamura, USA 2008) – Endlich wieder ein Horror-Film ohne Foltereinlagen, zugleich aber blutig und mit Atmosphäre.
L’ADVOCAT DE LA TERREUR (Barbet Schroeder, F 2007) – Ein Dokumentarfilm, der nicht behauptet, endgültige Antworten zu geben, der vielleicht an seinem Untersuchungsgegenstand scheitert, aber nie versucht, die Widersprüche seines äußerst ambivalenten Protagonisten aufzulösen.
ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE (Jonathan Levine, USA 2006) – Wirklich nicht so schlecht, wie viele fanden. Eigentlich sogar ziemlich gut…
THE WIRE (Div., USA 2002-2008, TV) – Die Serie, die mit jeder Staffel besser wurde...
… the In-Between:
Gutes Mittelfeld: Filme, die überraschend besser waren, als angenommen oder die eigentlich gut bis sehr gut waren, denen aber doch irgendetwas fehlte:
BURN AFTER READING (Joel & Ethan Coen, USA-UK-F 2008); GRAN TORINO (Clint Eastwood, USA 2008); STANDARD OPERATING PROCEDURE (Errol Morris, USA 2008); QUANTUM OF SOLACE (Marc Forster, UK-USA 2008); REDACTED (Brian De Palma, USA-Can 2007); APPALOOSA (Ed Harris, USA 2008); ANAMORPH (Henry Miller, USA 2007); FROST/NIXON (Ron Howard, USA-UK-F 2008); MIRRORS (Alexandre Aja, USA-RO 2008); THE DARK KNIGHT (Christopher Nolan, USA 2008); DOOMSDAY (Neil Marshall, UK-D-SA-USA 2008); FUTURAMA: THE BEAST WITH A BILLION BACKS (Peter Avanzino, USA 2008) / FUTURAMA: BENDER’S BIG GAME (Dwayne Carey-Hill, USA 2008) (Direct-to-DVD); THE HAPPENING (M. Night Shyamalan, USA-IND 2008); IN BRUGES (Martin McDonagh, UK-USA 2008); IRON MAN (Jon Favreau, USA 2008); YOU DON’T MESS WITH THE ZOHAN (Dennis Dugan, USA 2008); P2 (Franck Khalfoun, USA 2007); CHARLIE WILSON’S WAR (Mike Nichols, USA 2007); MICHAEL CLAYTON (Tony Gilroy, USA 2007); SHINE A LIGHT (Martin Scorsese, USA-UK 2008); SPARROW / MAN JEUK (Johnny To, HK 2008)
…the Boring:
Das untere Mittelfeld: Vielversprechendes, was letztlich doch enttäuschte; insgesamt misslungene Filme mit einzelnen brillanten Momenten; Konfektionsware von Regisseuren, denen nichts Neues mehr einfällt:
SWEENEY TODD: THE DEMON BARBER FROM FLEET STREET (Tim Burton, USA-UK 2007); ZACK AND MIRI MAKE A PORNO (Kevin Smith, USA 2008); SUKIYAKI WESTERN DJANGO (Takashi Miike, JAP 2007); THE DARJEELING LIMITED (Wes Anderson, USA 2007); THE BANK JOB (Roger Donaldson, UK 2008); INDIANA JONES AND THE KINGDOM OF THE CRYSTAL SKULL (Steven Spielberg, USA 2008); TROPIC THUNDER (Ben Stiller, USA-D 2008); I AM LEGEND (Francis Lawrence, USA-AUST 2007); AMERICAN GANGSTER (Ridley Scott, USA 2007)
…and the Bad:
21 (Robert Luketic, USA 2008) – unangefochten mein Hassfilm des Jahres…
BABYLON A. D. (Mathieu Kassovitz, F-USA 2008) – Was ist aus dem Regisseur von LA HAINE geworden?
BE KIND REWIND (Michel Gondry, USA 2008) – Eine schöne Idee, ein paar gute Lacher, aber letztlich leer und langweilig…
HANCOCK (Peter Berg, USA 2008) – Ein überproduzierter Blockbuster; die besten Szenen waren bezeichnenderweise schon im Trailer zu sehen.
JUMPER (Doug Liman, USA 2008) – Kinderkram…
RAMBO (
RIGHTEOUS KILL (Jon Avnet, USA 2008) – No more words…
STREET KINGS (David Ayer, USA 2008) – Umberto Eco schrieb einmal, einige Klischees in einem Film seinen langweilig, 1000 jedoch göttlich. Das stimmt nicht immer.
TAKEN (Pierre Morel, F 2008) – Liam Neeson sieht rot. Achja…
UNTRACEABLE (Gregory Hoblit, USA 2008) – Ästhetisch an SAW und SEVEN angelehnt, gibt Hoblit vor, dem voyeuristischen Publikum den Spiegel vorzuhalten. Was für eine Doppelmoral…
WANTED (Timur Bekmambetov, USA-D 2008) – noch ein Film für Kinder: Jungmann entdeckt Fähigkeiten als Killer. Gesehen und vergessen…
HITMAN (Xavier Gens, F-USA 2007) – Schlimmer als die ganzen Remakes und Comic-Verfilmungen sind nur Videospiel-Adaptionen...
FUNNY GAMES U.S. (Michael Haneke, USA-F-UK-AU-D-I 2007) – Überflüssig.
DER BAADER-MEINHOF-KOMPLEX (Uli Edel, D-F-CZ 2008) – No more words…
LA TERZA MADRE (Dario Argento, I-USA 2007) – Wie zu befürchten: alles andere als ein würdiger Abschluss der „Mütter“-Trilogie.
Und zu guter Letzt: Verpasste Filme (die aber noch nachgeholt werden):
BODY OF LIES (Ridley Scott, USA 2008); MY BLUEBERRY NIGHTS (Kar Wai Wong, HK-CH-F 2007); YOU KILL ME (John Dahl, USA 2007); GOMORRA (Matteo Garrone, I 2008); JCVD (Mabrouk El Mechri, BEL-LUX-F 2008); WALTZ WITH BASHIR (Ari Folman, ISR-D-F-USA 2008); HUNGER (Steve McQueen, UK-IR 2008); PUFFBALL (Nicolas Roeg, UK-IR-CAN 2008); MONGOL (Sergei Bodrov, KAZ-MON-RU-D 2007); JULIA (Erick Zonca, F-MEX-USA-BEL 2008)