Freitag, 31. Juli 2009

Artikel: 40 Jahre „Spiel mir das Lied vom Tod“ im aktuellen "film-dienst"



Ein wenig schamlose Eigenwerbung:

In der aktuellen Ausgabe des "film-dienst" (30. Juli 2009) ist ein Artikel von mir zum 40. Jahrestag der deutschen Erstaufführung von Sergio Leones Magnum opus C’era una volta il West (1968) erschienen.
Leones Western wurde am 14. August 1969 in Westdeutschland unter dem Titel "Spiel mir das Lied vom Tod" in die Kinos gebracht und bald zu einem der erfolgreichsten Filme der 1960er Jahre (in der DDR wurde er erst mehr als zehn Jahre später, im Juli 1981, erstaufgeführt).
Der Artikel findet sich in der Print-Ausgabe auf den Seiten 46-47, kann aber auch – vermutlich zeitlich begrenzt (?) – auf der Homepage des "film-dienst" gelesen werden: Link

Es empfiehlt sich natürlich grundsätzlich der Erwerb der – ansprechend layouteten – Printausgabe, die neben aktuellen Film-, DVD- und Buchkritiken u.a. einen Essay von Ulrich Kriest zu Männlichkeit im Gegenwartsfilm, ein interessantes Kurzinterview mit José Padilha zu dem nun auch bei uns regulär angelaufenen Tropa de Elite (2007) sowie einen Bericht vom Filmfest München enthält.

Sonntag, 5. Juli 2009

Ein kurzer Rückblick auf die NECS-Konferenz "Locating Media" in Lund, 24.-28. Juni 2009


Die diesjährige Konferenz des NECS, des European Network for Cinema and Media Studies, ist seit einer Woche vorbei, einen kurzen Rückblick wollte ich dennoch online stellen, bevor der Alltagstrott mich wieder fest in seinen Klauen hält.

Die viertägige Konferenz war die bislang größte der von dem noch jungen Wissenschaftsnetzwerk ausgerichteten Zusammenkünfte und fand an der südschwedischen Universität von Lund statt. Das übergeordnete Konferenzthema war verhältnismäßig offen gehalten: „Locating Media“, die Lokalisierung von Medien im weitesten Sinne also; im Idealfall – aber nicht immer – mit Europabezug. Der Vorgabe folgend, bot der mit 57 Panels prall gefüllte Konferenzplan einen guten, manchmal vielleicht etwas willkürlich anmutenden Überblick der gegenwärtigen Forschung zum europäischen Kino, Fernsehen und Medien und konnte so eine enorme Bandbreite abdecken (Programm). Viele Vorträge behandelten dabei regionale, lokale oder nationale/transnationale, transeuropäische und/oder transatlantische (oder gar „glokale“) Praxen der Aneignung, Adaption und Transformation medienspezifischer Phänomene. Darunter waren Vorträge zur Lokalisierung von Genres, Ästhetiken und Produktionsweise, beispielsweise zu gegenwärtigen Filmvermarktungsstrategien (etwa Blockbuster-Film und „virales“ Internet-Marketing) sowie Papers zu Blogs, Sounddesign und Filmhochschulen. Es gab zusätzlich drei Keynote-Vorträge: Ginette Vincendeau vom Londoner King's College referierte über trans/nationale Charakteristika des französischen Kinos, Duncan Petrie von der University of York stellte die Geschichte und Bedeutung von Filmschulen in Europa vor und Janet Staiger präsentierte einen neuen Ansatz zur Filmgeschichtsschreibung, der insbesondere durch dem Einbezug von Aspekten der Filmpraxis der Forschung neue Impulse geben soll. Insbesondere Staigers dichter Vortrag war ein Höhepunkt der Konferenz; eine eindrucksvolle, anschauliche und kompakte Passage durch die filmstilistischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Gerne hätte man der seit über 30 Jahren publizierenden Filmwissenschaftlerin noch einige Stunden zugehört.


Dass bei den über 240 (!) Einzelvorträgen, die in den Panels untergebracht waren, nicht jeder Vortrag das meist hohe Niveau halten konnte, steht außer Frage. Aber das Gesamtbild, das sich in dem Vortragsmarathon und den anschließenden Diskussionen ergab, war mit wenigen Ausnahmen anregend, erhellend, informativ, mitunter auch fordernd. Ich will hier nicht einzelne Vorträge oder Panels hervorheben oder kritisieren. Das wäre letztlich nur willkürlich, da man bei bis zu sechs jeweils parallel laufenden Panels mit jeweils bis zu sechs Einzelvorträgen sowieso von vornherein nur einen Bruchteil des Angebots wahrnehmen konnte. Interessant war jedenfalls mitzubekommen, wer als Theoretiker gerade en vogue ist: So wurde in erstaunlich vielen Vorträgen auf den Filmwissenschaftler Tom Gunning, den Philosophen Giorgio Agamben oder den Film- und Musikwissenschaftler Michel Chion rekurriert.

Ich selbst nahm zusammen mit Alex Zahlten an dem Panel „Genre: A Transnational View“, am Samstag, den 27. Juni, mit einem Vortrag zum europäischen Western der 1960er Jahre teil. Das von Ann-Kristin Wallengren von der Universität Lund kompetent geleitete Panel wurde eröffnet von K. J. Donnellys Vortrag zu den Klangwelten in Jack Claytons Horrorklassiker The Innocents (Schloss des Schreckens; 1961). Die folgenden drei Vorträge griffen fast unmittelbar ineinander: Zunächst referierte Paolo Noto von der Universität Bologna über die heute fast vergessenen italienische Banditen-Filme der Jahre 1948-54, die er sehr überzeugend als eine „Lokalisierung des Westerngenres“ las; die Frühgeschichte des europäischen Western und die 60er Jahre zwischen Karl-May-Verfilmungen und Western all’italiana waren mein Thema; und abschließend referierte Alex Zahlten über asiatisch-europäische Koproduktionen der 1960/70er, wobei auch hier Western-Hybride im Zentrum standen.


Die noch junge Plattform NECS und ihre Konferenz ist eine für film- und medienwissenschaftlich interessierte Kulturwissenschaftler äußerst empfehlenswerte Initiative: zum Netzwerken, um den eigenen Horizont zu erweitern, das eigene Wissen zu vertiefen. Besonders die Tatsache, dass das rasch wachsende Netzwerk sich als „Grass-roots“-Organisation versteht und neben bereits etablierten Wissenschaftlern vor allem Doktoranden, jungen Post-Docs und unabhängigen Forscher/innen ein Forum bietet, trägt zu einer entspannten, offenen und kommunikativen Stimmung bei. Es gibt nur sehr wenige wissenschaftliche Kongresse, die so wenig von Standesdünkel bestimmt sind und einen so regen Austausch ermöglichen. Auch aus diesen Gründen kann man im Rückblick unumwunden sagen: Die Lund-Konferenz war ein voller Erfolg. Die nächste NECS-Konferenz wird im Juni 2010 in Istanbul stattfinden. Wenn sie den durch die Organisatoren und die Universität Lund gesetzten hohen Standard halten wird, ist sie jetzt schon einer der filmwissenschaftlichen Höhepunkte des nächsten Jahres.