Sonntag, 8. Juni 2014

Edgar Wallace, Karl May et. al.: Fünf frühe deutsche Tonfilme auf DVD




In der Reihe „Schätze des deutschen Tonfilms“ veröffentlichen die Labels „Spirit Media“ und „Koch Media“ seit 2010 eine Reihe von frühen Tonfilmen auf DVD, die insbesondere für Sammler relevant sind, die an der Filmgeschichte des deutschen Genrekinos interessiert sind. Im Folgenden eine Besprechung von fünf dieser Veröffentlichungen, allesamt Literaturverfilmungen im weitesten Sinne und Genres und Zyklen zugehörig, die in der Nachkriegszeit noch einmal außergewöhnliche Erfolge feieren sollten. Zu den Filmen zählen die beiden Edgar-Wallace-Adaptionen „Der Hexer“ (1932; Regie: Carl Lamač bzw. Karel Lamač) und „Der Doppelgänger“ (1934; R: E. W. Emo bzw. Emerich Josef Wojtek), die Karl-May-Verfilmung „Durch die Wüste“ (1936; R: J. A. Hübler-Kahla), die Arthur-Conan-Doyle-Adaption „Der Hund von Baskerville“ (1937; R: Carl Lamač) sowie Géza von Bolvárys Komödie „Lumpacivagabundus“ (1937), die frei auf Johann Nestroys Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ basiert.


„Der Hexer“
(Deutschland / Österreich 1932; Regie: Carl Lamač [= Karel Lamač])

„Der Hexer“ von 1932 ist die zweite Wallace-Verfilmung der Produktionsfirma Ondra-Lamac, die in der frühen Tonfilmära mit „Der Zinker“ (1931) und „Der Doppelgänger“ (1934) zwei weitere Tonfilme nach Romanen des außerordentlich populären Autors erstellte. Der Plot ist nicht sonderlich anspruchsvoll und erinnert entfernt an die in den 1910er- und 20er-Jahren beliebten Mystery-Geschichten über ungreifbare Meisterverbrecher à la Dr. Mabuse, Za-La-Mort und Fantômas: Als die Schwester des als „Hexer“ bekannten Verbrechers tot in der Themse aufgefunden wird, befürchtet die Polizei, dass dieser nach London zurückkehren wird, um sich an dem Täter zu rächen. Im Verdacht steht der dubiose Rechtsanwalt Meister (Fritz Rasp). Inspektor Wenbury (Paul Richter) ermittelt, kann aber nicht verhindern, dass der „Hexer“ Meister ermordet.


Lange Zeit galt der Film von Carl Lamač (bzw. Karel Lamač) als verschollen, und Kopien zirkulierten offenbar nur in Sammlerkreisen. Die 2011 erschienene DVD basiert auf einer 35mm-Nitratkopie des Filmarchivs Austria und wurde laut Vorspann angeblich „aufwändig restauriert“. Das Bild weist dennoch viele Verschmutzungen auf und ist oft sehr unscharf. Die Tonqualität ist befriedigend.
Im Gegensatz zu seiner späteren Produktion „Der Doppelgänger“ setzt Regisseur Lamač hier stärker auf Elemente des Schauerromans und des klassischen Horrorfilms – Geheimtüren, verwinkelte Gassen, Nebel, Schattenspiele, von Kerzenlicht und Schatten dominierte Innenräume etc. – und greift damit den Nachkriegsvarianten der Wallace-Filme voraus. Der Film ist gut besetzt, in der Rolle des ermittelnden Polizisten tritt etwa Stummfilmstar Paul Richter auf (acht Jahre zuvor Siegfried in Langs „Die Nibelungen“ [1924]). Fritz Rasp, der in den 60er Jahren in fünf weiteren Wallace-Filmen zu sehen war, spielt einen schurkischen Anwalt, dessen Erscheinung durch expressive Lichtsetzung und Untersicht dämonisiert wird. Die FSK-Freigabe „ab 16“ wirkt überzogen und basiert vermutlich auf der im Film von verschiedenen Figuren argumentativ verteidigten Selbstjustiz des „Hexers“ („… kein Mörder, ein Richter!“). Im Abspann des Films findet sich (wie auch bei drei der vier anderen Filme) ein Hinweis aus dem Jahr 2010, dass sich „Spirit Media“ „nach bestem Wissen und Gewissen“ bemüht habe, „sämtliche Rechteinhaber … ausfindig zu machen. Sollten dennoch juristisch eindeutig nachweisbaren Ansprüche bestehen, so bitten wir um Kontaktaufnahme“. Alles in allem ein gut besetzter Populärfilm von 1932, der als Kriminalfilm kaum Spannung bietet, aber durchaus von filmhistorischem Interesse ist.

DER HEXER (Deutschland / Österreich 1932) 
Regie: Carl Lamač [= Karel Lamač]; Besetzung: Paul Richter, Maria Solveg, Fritz Rasp, Carl Walther Meyer, Wera Engels u.a.; Format (DVD): Vollbild 4:3; s/w; Länge: ca. 79 Min.; FSK: ab 16; Label: „Spirit Media“ (Reihe: „Schätze des deutschen Tonfilms“), vertrieben durch „Koch Media“; Erscheinungstermin: Februar 2011


„Der Doppelgänger“
(Deutschland 1934; Regie: E. W. Emo [= Emerich Josef Wojtek])

Mit „Der Doppelgänger“ inszenierte E. W. Emo (d.i. Emerich Josef Wojtek) 1934 eine Kriminalkomödie für die Ondra-Lamac-Produktionsfirma, die bis „Der Frosch mit der Maske“ (1959) die letzte deutsche Edgar-Wallace-Adaption für das Kino bleiben sollte. Der Film wurde koproduziert von Carl Lamač, der bereits „Der Hexer“ inszeniert hatte, und basiert auf dem Roman „Double Dan“ (1924) von Edgar Wallace. Der vom DVD-Produzenten erstellte Abspann behauptet dagegen fälschlich „The Double“ von 1928 als Vorlage. Die Hauptrollen spielen Camilla Horn („Faust – Eine deutsche Volkssage“; 1926) und Georg Alexander („Die englische Heirat“; 1934). Regisseur E. W. Emo setzt einen starken Akzent auf komödiantische Motive und groteske Verwicklungen und ignoriert die Motive des gotischen Horrors, die Reinl und Vohrer in ihren Varianten der 60er Jahre so deutlich ausspielen werden. Die Handlung ist wesentlich elaborierter als die des Vorgängers „Der Hexer“ und erzählt von der jungen Jenny (Camilla Horn), die sich in das Bild ihres entfernten Verwandten Harry (Georg Alexander) verliebt und nach London reist, um ihn kennenzulernen. Harry wiederum gerät bald in Verdacht, Jennys Familienvermögen veruntreut zu haben. Er beteuert seine Unschuld, kaschiert aber vor der jungen Frau seinen unseriösen Lebenswandel. Schließlich kommt Jenny zu dem Schluss, dass der berüchtigte Verbrecher „Doppelgänger“ an Harrys Stelle getreten ist. Der „Doppelgänger“ wird überführt, und Jenny und Harry werden ein Paar. In einer Nebenrolle ist Theo Lingen als linkischer Detektiv „Superbus“ zu sehen, der in wechselnden Verkleidungen auftritt und eher zur Verwirrung beiträgt, als dass er den Fall löst.


Von der Tonalität her, in Bezug auf die Figuren, die mondänen Handlungsorte und die ausgestellte Modernität (darunter eine Kunstausstellung mit kubistischen und surrealen Gemälden, in der zwei Protagonisten fachsimpeln) erinnert der Film an die US-amerikanischen Screwball Comedies und die italienischen telefoni bianchi, die in der Oberschicht angesiedelten eskapistischen Komödien der Mussolini-Ära. Camilla Horn spielt eine emanzipierte moderne Frau, deren Figur zwar ironisiert wird, aber durchaus amüsant ist. Der Film ist insgesamt temporeich inszeniert und unterhält auch heute noch gut.
Laut den DVD-Produzenten wurde „Der Doppelgänger“ mit Unterstützung vom Bundesarchiv – Abteilung Filmarchiv restauriert. Die Bildqualität schwankt jedoch stark, auch fällt permanentes Rauschen und Zischen auf der Tonspur auf. Nicht alle Dialoge sind gut zu verstehen, manchmal treten extreme Tonhöhenschwankungen innerhalb einer Szene auf. In einzelnen Szenen wurde entweder beim DVD-Encoding geschlampt oder aber auf qualitativ schlechteres Ausgangsmaterial zurückgegriffen (so sind ab Minute 13 etwa verstärkt digitale Artefakte und Bildstörungen in dunklen Bereichen des Bildes zu sehen). Laut einer Internetquelle war der Film angeblich bereits im deutschen Fernsehen zu sehen, falls dies zutrifft, so liegt dies jedoch Jahrzehnte zurück. Insgesamt eine filmhistorisch interessante und durchaus sehenswerte deutsche Variante der Screwball Comedy, die nicht die üblichen Erwartungen an einen Edgar-Wallace-Film erfüllt.

DER DOPPELGÄNGER (Deutschland 1934) 
Regie: E. W. Emo [= Emerich Josef Wojtek]; Besetzung: Camilla Horn, Georg Alexander, Gerda Maurus, Theo Lingen, Fritz Odemar, Jakob Tiedtke, Josef Eichheim u.a.; Format (DVD): Vollbild 4:3, s/w; Länge: ca. 84 Min., FSK: 12; Label: „Spirit Media“ (Reihe: „Schätze des deutschen Tonfilms“), vertrieben durch „Koch Media“; Erscheinungstermin: April 2011


„Durch die Wüste“
(Deutschland 1936; Regie: J. A. Hübler-Kahla)

Eine frühe Tonfilmadaption eines Romans aus Karl Mays „Orient-Zyklus“, deren aufwändige Außenaufnahmen in und um Kairo entstanden: Kara Ben Nemsi (Fred Raupach) zieht mit seinem Diener Hadschi Halef Omar (Heinz Evelt) zu einer heiligen Stadt, die noch nie ein Ungläubiger betreten hat. Auf der Reise müssen sie den verschlagenen Abu Seiff (Erich Haußmann) bekämpfen und die schöne Senitza (Katharina Berger) retten. Danach reiten beide neuen Abenteuern entgegen.


Wie die anderen in der Reihe „Schätze des deutschen Tonfilms“ erschienen Werke ist der Film im „Tobis-Klangfilm“-Format aufgenommen. Zeittypisch setzt der Abenteuerfilm auf Exotismus, der durch seinen Präsentationscharakter mitunter Erinnerungen an die „Völkerschauen“ des 19. Jahrhunderts weckt und Züge einer Kolonialfantasie trägt. Die generische Zugehörigkeit zum Abenteuerfilm wird mit einer Häufung von Signifikanten des Genres betrieben: Ausgestellt werden Wüstenlandschaften, Oasen mit Palmen, der Nil und orientalische Städte; fremde Tiere wie Kamele, Esel, Krokodile, Löwen und Flamingos; fremde Riten und Gebräuche, darunter eine Beduinen-Hochzeit und ein Harem. Die Häufung von Actionsequenzen wie Schießereien, Schwertkämpfe, Verfolgungsjagden -  zu Land und im Wasser - ist augenfällig. Die Handlung orientiert sich stärker als die späteren Wendlandt-Produktionen und die Nachzügler von Artur Brauners CCC an der literarischen Vorlage. Der unterschwellige Rassismus des Films in der Zeichnung der Araber und der Überhöhung des deutschen Helden ist nur begrenzt auf die NS-Zeit zurückzuführen und wäre vermutlich auch in einem 20er-Jahre-Film anzutreffen. Interessant sind die Genreelemente des Western, die Regisseur Hübler-Kahla in den Abenteuerplot integriert, etwa die Schlusseinstellung, in der die beiden Helden in einer Totalen in den Sonnenuntergang reiten. Im Vergleich zu Trenkers „Der Kaiser von Kalifornien“ (1936), dem bis heute „schönsten deutschen Western“ (Hans Günther Pflaum), fällt jedoch auf, wie wenig die Kameramänner Georg Muschner und Paul Rischke aus den großartigen Landschaften machen. Viele filmische Mittel verweisen zudem auf den Stummfilm: Kreisblenden, ein über das Bild fallender Vorhang als Szenenwechsel, auch das expressive Spiel einiger Nebenfiguren. Die Besetzung der Hauptfiguren ist überzeugend, besonders Fred Raupach als Kara Ben Nemsi legt seine Figur als eher gefühlskalten, aber glaubwürdigen Abenteurer an. Heinz Evelt als Hadschi Halef Omar ist ein gelungener Vorläufer von Ralf Wolters Interpretation der Figur in den 60er Jahren (dass der Schauspieler leicht sächselt, ist jedoch ein irritierender Anachronismus).


Die Bildqualität der DVD ist trotz der vom Bundesarchiv – Abteilung Filmarchiv unterstützen Restaurierung insgesamt gut bis zufriedenstellend, in der ersten halbe Stunde beeinträchtigen oft Laufstreifen das Bild. Auch später sind vereinzelt Verunreinigungen und Beeinträchtigungen des Bildstandes festzustellen. Wie bei „Der Hund von Baskerville“ ist die Tonqualität nicht sehr gut, im Vergleich jedoch noch akzeptabel. Laut mehrerer Internetquellen wurden „bisher geplante Fernsehausstrahlungen bei ARTE und beim Süddeutschen Rundfunk … verworfen, weil man die Qualität als nicht ausreichend ansah.“
Alles in allem ist „Durch die Wüste“ ein filmhistorisch interessanter, durchaus unterhaltsamer früher Karl-May-Film, der nicht zuletzt als einziger heute noch erhaltener May-Film aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts einen Blick wert ist.

DURCH DIE WÜSTE (Deutschland 1936) 
Regie: J. A. Hübler-Kahla [= Johannes Alexander Hübler-Kahla]; Besetzung: Fred Raupach, Heinz Evelt, Katharina Berger, Erich Haußmann, Gretl Wawra u.a.; Format (DVD): Vollbild 4:3, s/w; Länge: ca. 85 Min.; FSK: 12; Label: „Spirit Media“ (Reihe: „Schätze des deutschen Tonfilms“), vertrieben durch „Koch Media“; Erscheinungstermin: März 2011


„Der Hund von Baskerville“
(Deutschland 1937; Regie: Carl Lamač [= Karel Lamač])

Eine frühe, weitgehend werkgetreue Adaption von Arthur Conan Doyles drittem Sherlock-Holmes-Roman von 1902 (eigentlich: „Der Hund der Baskervilles“), von Carl Lamač in und um Berlin gefilmt: Der alte Charles Baskerville stirbt unter mysteriösen Umständen. Holmes (Bruno Güttner) und Watson (Fritz Odemar) ermitteln im Auftrag seines Erben auf Schloss Baskerville in Dartmoor und überführen den Täter.
Nach Stummfilmversionen von Rudolf Meinert (1914) und Richard Oswald (1929) stellt dies die erste deutsche Tonfilmversion dar. Dabei orientiert sich Lamač offenbar an US-amerikanischen Genrevertretern der Ära, die zu diesem Zeitpunkt auch im nationalsozialistischen Deutschland noch zu sehen waren. So wird der im 16. Jahrhundert spielende Prolog visuell gerahmt, indem das Familienbuch der Baskervilles auf- bzw. zugeschlagen wird – eine klassische Abenteuerfilmexposition –, die Lichtsetzung und der Score von Paul Hühn erinnern an die der Universal-Horrorfilme der Ära. Bemerkenswert sind die expressiven Schattenspiele im Landsitz der Baskervilles mit Tendenz zum Chiaroscuro sowie einzelne verkantete Einstellungen. Speziell in den Dartmoor-Szenen arbeitet Lamač mit einer bedeutungsvollen Mise-en-scène: Figuren werden wie später im Film Noir in innere Rahmen gerückt, als von Bögen, Türrahmen und Decken, kurz: im Ornament des filmischen Raums und im Bild gefangen gezeigt. Die Atmosphäre ist am gotischen Horrorfilm orientiert: Beständig heult der Wind auf der Tonspur, Bäume werden in Untersicht gegen den wolkenverhangenen Nachthimmel fotografiert, Regen und Gewitter sind ständige Begleiter der mysteriösen Ereignisse im Hause Baskerville. Typisch für den deutschen Populärfilm der Vor- und Nachkriegsära wird die Schaueratmosphäre durch humorvolle Einlagen aufgelockert, wobei Ernst Rotmund als Dr. Mortimer die undankbare Rolle der komischen Figur zugewiesen wird. Eher negativ fallen die theaterhaften Sets auf, die nie an die von Piranesis Carceri inspirierten Hollywood-Bauten des gotischen Horrorfilms heranreichen. Bruno Güttner spielt als Holms eher eine Nebenrolle und wurde seinerzeit offenbar nachsynchronisiert. Sein Meisterdetektiv tritt erst nach mehr als einem Drittel der Laufzeit auf (in der 27. Minute) und verschwindet danach bis zum Finale aus der Handlung. Zeittypisch fällt die militärisch verkürzte Sprache auf („Verbitte mir den Ton!“ etc.) und eine mitunter unfreiwillig komische Eindeutschung der Vorlage (Sherlock Holms wird konsequent als „Scherlokk Hollms“ ausgesprochen).

 
Die Bildqualität der DVD ist von einzelnen Laufstreifen abgesehen gut, der Ton jedoch ist sehr dumpf und schwankt in der Lautstärke. Zeitweise ist ein Knacken auf der Tonspur zu hören, manche Dialoge sind kaum zu verstehen.
Insgesamt ist „Der Hund von Baskerville“ ein eher durchschnittliches Produkt des deutschen Unterhaltungskinos der 1930er Jahre, das nicht an gelungene zeitgenössische Genrefilme wie „Sergeant Berry“ (1938) oder „Wasser für Canitoga“ (1939) herankommt und gewiss nicht im Vergleich zur US-amerikanischen Version von 1939 mit Basil Rathbone überzeugt. Filmhistorisch interessant ist der Film als Rarität aber allemal.

DER HUND VON BASKERVILLE (Deutschland 1937) 
Regie: Carl Lamač [= Karel Lamač]); Besetzung: Peter Voss, Alice Brandt, Bruno Güttner, Fritz Odemar, Erich Ponto, Ernst Rotmund u.a.; Format: Vollbild 4:3, s/w; Länge: ca. 77 Min.; FSK: 12; Label: „Spirit Media“ (Reihe: „Schätze des deutschen Tonfilms“), vertrieben durch „Koch Media“; Erscheinungstermin: Mai 2010


„Lumpacivagabundus“
(Österreich 1936; Regie: Géza von Bolváry)

Eine amüsante und freie Verfilmung von Johann Nestroys 1833 erstaufgeführter, zeitloser Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ mit einigen Gesangseinlagen: Im Himmel schließt der böse Geist Lumpacivagabundus (Paul Hörbiger) mit den Feen Fortuna und Amorosa einen faustischen Pakt: Wenn es ihm gelingen sollte, einen Menschen zum Schlechten zu verführen, darf er wieder auf der Erde wandeln. Und so verschafft Lumpaci drei wandernden Handwerksburschen – dem Schneider Zwirn (Heinz Rühmann), dem Tischler Leim (Hans Holt) und dem Schuster Knieriem (ebenfalls Hörbiger) – einen Lottogewinn. Nach einem Jahr wollen sie sich wiedertreffen und sehen, was aus ihnen geworden ist. Zwei beginnen ein anständiges Leben, der Dritte gibt sich dem Trunk hin und zieht mit Lumpaci weiter.


Im Vergleich zu der Version, die Franz Antel 1956 mit Gunther Philipp, Joachim Fuchsberger, Hans Moser und abermals Paul Hörbiger inszenierte, ist Géza von Bolvárys Adaption von 1936 exzellent ausgestattet und gut gespielt. Rühmann absolviert als tapferes Schneiderlein seine Paraderolle als unbedarft-sympathischer kleiner Mann ganz groß und spielt in dem vom märchenhaft-gefühligen Sujet her typischen Vorkriegsfilm mit sichtlichem Spaß.
Wie die DVD von „Der Hexer“ basiert das DVD-Master auf einer Restaurierung, die mit Unterstützung des Filmarchivs Austria entstand und in diesem Fall sehr gut gelungen ist. Die DVD bietet eine durchgehend gute Schärfe und Kontrast, das Bild weist nur wenige Verschmutzungen auf, auch der Ton ist gut verständlich und ohne auffällige Defekte.

LUMPACIVAGABUNDUS (Österreich 1937)
(Alternativtitel: „Der böse Geist Lumpacivagabundus“ / „Lumpazivagabundus“) 
Regie: Géza von Bolváry; Besetzung: Paul Hörbiger, Hans Holt, Hilde Krahl, Heinz Rühmann, Alice Brandt u.a.; Format (DVD): Vollbild 4:3, s/w; Länge: ca. 88 Min.; FSK: ohne Altersbeschränkung; Label: „Spirit Media“ (Reihe: „Schätze des deutschen Tonfilms“), vertrieben durch „Koch Media“; Erscheinungstermin: Januar 2010

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