Sonntag, 20. Juli 2014

It’s a Mad, Mad, Mad (Men’s) World: Ein neues Buch über MAD MEN




Buchrezension
Daniela Sannwald: Lost in the Sixties – Über Mad Men 

Fernsehserien sind en vogue. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in einer der großen Tageszeitungen ein Vergleich zu einer der (gar nicht mal so neuen) „Qualitätsserien“ gezogen wird – sei es im Wirtschaftsteil, in der Kommentarspalte oder im Feuilleton. Anfang Mai durfte sich sogar ein schlecht gelaunter Redakteur auf der Titelseite der Süddeutschen unter der lyrischen Überschrift „Suff, Sex, Mord“ an der zu diesem Zeitpunkt erst in den USA ausgestrahlten 4. Staffel der HBO-Serie „Game of Thrones“ abarbeiten (SZ vom 5. Mai 2014).

Sonntag, 8. Juni 2014

Edgar Wallace, Karl May et. al.: Fünf frühe deutsche Tonfilme auf DVD




In der Reihe „Schätze des deutschen Tonfilms“ veröffentlichen die Labels „Spirit Media“ und „Koch Media“ seit 2010 eine Reihe von frühen Tonfilmen auf DVD, die insbesondere für Sammler relevant sind, die an der Filmgeschichte des deutschen Genrekinos interessiert sind. Im Folgenden eine Besprechung von fünf dieser Veröffentlichungen, allesamt Literaturverfilmungen im weitesten Sinne und Genres und Zyklen zugehörig, die in der Nachkriegszeit noch einmal außergewöhnliche Erfolge feieren sollten. Zu den Filmen zählen die beiden Edgar-Wallace-Adaptionen „Der Hexer“ (1932; Regie: Carl Lamač bzw. Karel Lamač) und „Der Doppelgänger“ (1934; R: E. W. Emo bzw. Emerich Josef Wojtek), die Karl-May-Verfilmung „Durch die Wüste“ (1936; R: J. A. Hübler-Kahla), die Arthur-Conan-Doyle-Adaption „Der Hund von Baskerville“ (1937; R: Carl Lamač) sowie Géza von Bolvárys Komödie „Lumpacivagabundus“ (1937), die frei auf Johann Nestroys Zauberposse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ basiert.

Samstag, 7. Juni 2014

Und du, mein Freund, bist der Böse …: STEREO von Maximilian Erlenwein


"Stereo" 
(Deutschland 2014; Regie: Maximilian Erlenwein) 


Was ist eigentlich mit dem deutschen Kino los? Da hat man sich bequem in seinen Vorurteilen eingerichtet und ein für alle Mal beschlossen, dass die Deutschen einfach kein Genrekino können (bzw. es nicht einmal mehr versuchen). Und dann begegnet einem mit Andreas Prochaskas „Das finstere Tal“ ein exzellenter deutsch-österreichischer Western, kurz darauf mit Jakob Lass‘ Mumblecore-Indiefilm „Love Steaks“ eine tatsächlich lustige Komödie – und nun mit Maximilian Erlenweins „Stereo“ auch noch ein Thriller, der sich ganz bewusst auf das Formelhafte des Genrefilms bezieht und wider Erwarten sowohl campy als auch effektiv ist.

Sonntag, 23. März 2014

Zwei Liebesfilme: HER von Spike Jonze und LOVE STEAKS von Jakob Lass

 


„Her“ (2013; R: Spike Jonze) / „Love Steaks“ (2013; R: Jakob Lass)
 
Zwei ungewöhnliche Liebesfilme hält der März 2014 für Kinobesucher bereit: Spike Jonzes futuristische Hipster-Romanze „Her“ und Jakob Lass‘ bodenständig-zupackender, wunderbar respektloser Independentfilm „Love Steaks“, in dem ein schüchterner Masseur und eine alkoholkranke Küchenhilfe in einem Ostsee-Kurhotel erst aneinander geraten und bald übereinander herfallen.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Genre/Österreich (II.): DAS FINSTERE TAL von Andreas Prochaska


„Das finstere Tal“
(Österreich/Deutschland 2014; Regie: Andreas Prochaska)

Es war einmal ein abgeschiedenes Tal in den Tiroler Alpen. Die Menschen, die sich hier vor vielen Jahren niedergelassen hatten, lebten nach einfachen Regeln. Den Lebensrhythmus gaben die Jahreszeiten vor. Die Leute aßen, was der Boden, die Wälder und ihrer Hände Arbeit hergab. Sie achteten die Gebote der Kirche. Mehr aber noch gehorchten sie den Regeln des alten Brennerbauern (Hans-Michael Rehberg), der mit seinen sechs Söhnen im Tal wie ein König herrschte. Bis eines Tages ein Fremder (Sam Riley) in das Tal kam.

Genre/Österreich (I.): BLUTGLETSCHER von Marvin Kren



„Blutgletscher“
(Österreich 2013; Regie: Marvin Kren)

Genrekino made in Austria: Nach Andreas Prochaskas Slasherfilm-Duo „In 3 Tagen bist du tot 1 & 2“ (2006 / 2008) und eine Woche vor Prochaskas Ganghofer-meets-Corbucci-Alpenwestern „Das finstere Tal“ kommt mit Marvin Krens „Blutgletscher“ ein weiterer Versuch in die Kinos, Genretraditionen und Formeln wiederzubeleben, die einst im wilden europäischen Koproduktionskino der 1960er und 70er Jahre florierten, aber heute weitgehend ausgestorben sind. Das unmittelbare Vorbild für den mit „Blutgletscher“ angemessen trashig betitelten Horrorfilm von „Rammbock“-Regisseur Marvin Kren ist jedoch unverkennbar amerikanischen Ursprungs: John Carpenters „The Thing“ („Das Ding aus einer anderen Welt“; 1982), der als Remake des Christian Nyby/Howard Hawks-Klassikers von 1951 Kammerspiel und Paranoiathriller, Horrorfilm und Western zu einem der effektivsten Genrestücke der frühen 1980er Jahre fusionierte.

Sonntag, 12. Januar 2014

Jahresrückblick 2013

 

Wie kurzlebig unsere Zeit geworden ist. Während ich meine Top-10 der 2013 in deutschen Kinos angelaufenen Filme für das Online-Filmmagazin "Filmgazette" zusammenstellte, fiel mir auf, dass die meisten der Filme längst zuhause als Blu-ray oder DVD im Regal stehen. Früher hat es ewig gedauert, bis ein Film aus dem Kino in die Videotheken und dann in den Handel gewandert ist. Heute geht das alles rasend schnell – so schnell, dass die Kinoaufführung bei vielen Filmen eher an eine lästige Pflichtveranstaltung erinnert: ein aufwendiger Werbegag, der den Auftakt setzt für die Gewinnmaximierung durch vielfältige Ausspielwege. Hinzu kommt, dass – abgesehen von ganz wenigen Klassikern – heute kaum noch Filme wiederaufgeführt werden und immer mehr Filme in immer kürzerer Zeit ihre Kosten im Kino einspielen müssen.

Die elektrische Garotte: THE COUNSELOR von Ridley Scott


"The Counselor"
(USA/UK 2013; Regie: Ridley Scott)


Eine Drahtschlinge ist das Mittel der Wahl. Einmal um den Hals des Opfers geworfen, springt ein kleiner Elektromotor an und zieht die Schlinge zu. Unaufhaltsam läuft die Mechanik ab, bis innerhalb weniger Minuten – je nach physischer Konstitution des Opfers – die Schlinge zunächst die Halsschlagader durch- und zuletzt den Kopf von Rumpf abtrennt. Wer sich mit mexikanischen Drogenhändlern einlässt und seine neuen Freunde hintergeht, dem kann es passieren, dass ihm diese ebenso perfide wie effektive Mordkonstruktion eines Tages mitten im Trubel einer x-beliebigen westlichen Großstadt um den Hals geworfen wird. Dann ist alles vorbei.

Samstag, 21. Dezember 2013

Faster, Machete! Kill! Kill!: Robert Rodriguez' MACHETE KILLS

 

"Machete Kills"
(USA 2013; Regie: Robert Rodriguez)

Da ist sie also, Robert Rodriguez' Fortsetzung der Trash-Extravaganz "Machete" von 2010. "Trained to kill. Left for dead. Back for more.", verspricht die tag line. Der Plot ist so abstrus, wie es zu erwarten war: Nach einem missglückten Einsatz gegen mexikanische Waffenhändler, bei dem seine Partnerin (Jessica Alba) getötet wurde, wird der Ex-Federale "Machete" Cortez (Danny Trejo) von US-Präsident Rathcock (Charlie Sheen) damit beauftragt, den Waffenhändler Mendez (Demián Bichir) auszuschalten.

Mittwoch, 4. September 2013

Wahn und Analyse: Rodney Aschers ROOM 237




"Room 237" 
(USA 2012; Regie: Rodney Ascher)

Die meisten Zuschauer, die 1980 "Shining" im Kino sahen, waren wohl der Ansicht, dass Stanley Kubricks Horrorfilm von einem gescheiterten Schriftsteller handelt, der ein eingeschneites Berghotel als Hausmeister instand hält, darüber verrückt wird und schließlich versucht, seine Familie zu ermorden. Weit gefehlt! In Wirklichkeit handelt die Stephen-King-Adaption, in der Jack Nicholson eine diabolische Glanzleistung ablieferte, vom Genozid an den US-amerikanischen Ureinwohnern. Oder ist "Shining" eine Allegorie des Künstlers Kubrick auf die (Gewalt-)Geschichte der Menschheit im Allgemeinen und den Holocaust im Besonderen? Ist "Shining" womöglich sogar der Beweis dafür, dass der Regisseur 1969 die Mondlandung inszeniert hat, und gemeinsam mit der NASA und der US-Regierung der ganzen Welt eine lange Nase gedreht hat?

Dienstag, 20. August 2013

Neue Bücher, neue Texte (4) – Dario Argento, Classical Hollywood & Sandalenfilme




Dario Argento bei Bertz + Fischer

Letzte Woche ist im Bertz + Fischer-Verlag die erste ernstzunehmende deutsche Studie zum Werk des italienischen Genre-Auteurs Dario Argento erschienen. "Dario Argento – Anatomie der Angst" heißt der von Michael Flintrop und Marcus Stiglegger herausgegebene Sammelband, der in der anspruchsvollen Reihe "Deep Focus" erschienen ist, in der bislang vor allem Dissertationen und Habilitationsschriften verlegt wurden.
Das wie gewohnt liebevoll bebilderte Buch enthält neben Besprechungen aller Regiearbeiten des Meisters des giallo all'italiana und des modernen Gothic-Horrors

Donnerstag, 8. August 2013

Kaninchen im Bau: CHAINED von Jennifer Lynch



"Chained"
(USA 2012; Regie: Jennifer Lynch)


Alles beginnt mit einem Kinobesuch, den eine Mutter (Julia Ormond) mit ihrem 9-jährigen Sohn unternimmt. Auf dem Programm steht ein Horrorfilm – "Shifter", in dem, so legt es der Dialog nahe, Menschen die Gesichter abgezogen werden. Die anschließende Taxifahrt zeigt bald, dass die Welt außerhalb des Multiplexkinos eine weitaus schlimmere und obendrein ganz reale Gewalt bereithält. Denn der schweigsame Fahrer (Vincent D'Onofrio), der Tim (Evan Bird) und seine Mutter nach Hause bringen soll,

Sonntag, 4. August 2013

Bild/Ton/Text: Ein medienübergreifender Fotobildband zu Ennio Morricone


earBOOKS: Ennio Morricone

Ennio Morricone zählt fraglos zu den bedeutendsten Filmkomponisten unserer Zeit. Unvergessen sind die Kompositionen, die der heute 84-Jährige in den 1960er-Jahren für Sergio Leones Italowestern schrieb und die ihn schlagartig zu einem der begehrtesten Filmkomponisten Europas machten. Seine revolutionäre Filmmusik zu "Per un pugno di dollari" (Für eine Handvoll Dollar"; 1964), eine eingängige Fusion aus Stilelementen der Popmusik, der Avantgarde und folkloristischer Traditionen, wurde schnell zum Modell für unzählige nachfolgende Western.

One Man Up: Paolo Sorrentino


Retrospektive Paolo Sorrentino beim Filmfest München

Anlässlich des deutschen Kinostarts von Paolo Sorrentinos "La grande bellezza" hier ein kurzes Porträt des italienischen Filmemachers, das ich zu der diesjährigen Retrospektive auf dem 31. Filmfest München für den Bayerischen Rundfunk und dessen Filmmagazin "Kino Kino" geschrieben habe.

Das 31. Filmfest München würdigt mit Paolo Sorrentino und Alejandro Jodorowsky dieses Jahr zwei bedeutende Protagonisten des internationalen Kinos mit längst überfälligen Retrospektiven. Zu dieser mutigen und eher unkommerziellen Wahl muss man den Filmfestmachern gratulieren. Denn sowohl Sorrentino wie Jodorowsky gehören zwar unterschiedlichen Generationen an, kommen aber beide eher von den Rändern des gemeinhin gültigen Kinokanons:

Herr, Deine Liebe … TO THE WONDER von Terrence Malick




"To the Wonder"
(USA 2013; Regie: Terrence Malick)

Zwanzig Jahre lang, bis zu "The Thin Red Line" ("Der schmale Grat; 1998), galt Terrence Malick als "runaway genius" (Peter Biskind), als ein verschollener Großmeister des US-amerikanischen Kinos, der sich nach gerade einmal zwei Filmen in den 1970er Jahren – der Gangsterballade "Badlands" (1973) und dem Landarbeiter-Melodram "Days of Heaven" ("In der Glut des Südens"; 1978), völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. In diesen zwanzig Jahren wuchs Malicks Ruf vom vielversprechenden Talent zum Kinomagier von nahezu mythischem Rang. Auch die Geschichten, die Zeitungen und Magazine über den öffentlichkeitsscheuen Regisseur und Drehbuchautor über die Jahre kolportierten, waren vor allem eines: Arbeit am Mythos.

Sonntag, 12. Mai 2013

Fünf Seelen bis zur Wiedergeburt: EVIL DEAD von Fede Alvarez



"Evil Dead"
(USA 2013; Regie: Fede Alvarez)

Eine abgelegene Hütte im Wald, eigentlich eher eine heruntergekommene Bretterbude, aber unter ihr befindet sich – gänzlich untypisch für Nordamerika – ein weitläufiger Keller. Dort, in diesem Keller liegt der Schlüssel zu einem Tor zur Hölle: ein in Menschenhaut geschlagenes Buch mit mystischen Krakeleien, Beschwörungssprüchen in einer fremden Sprache und Tuschezeichnungen von Lovecraft'schen Ungeheuern. Diese Hütte im dunklen Märchenwald wartet nur darauf, dass eine Gruppe junger Erwachsener eintrifft, um dort die Nacht zu verbringen.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Willkommen in der Hölle: Erste Clips und Trailer von Nicolas Winding Refns ONLY GOD FORGIVES



"Only God Forgives" – Der Titel erinnert an die Italowestern der 60er-Jahre und die glorreiche Zeit des Bahnhofskinos in Europa, als Filme noch in reißerischen Titeln wie "Dio perdona … io no!" ("Gott vergibt … Django nie!"; 1967; Giuseppe Colizzi) oder "Dio li crea … io li ammazzo!" (Gott hat sie geschaffen, ich vernichte sie; 1968; Paolo Bianchini) das Versprechen der Grenzüberschreitung vor sich hertrugen und hard-boiled toughness versprachen.

Montag, 25. März 2013

Media Monday #91



Und hier mein zweiter Beitrag zu dem durch das Blog Medienjournal ausgerichteten "Media Monday", bei dem jeweils montags ein Lückentext veröffentlicht wird, den jeder, der sich dazu berufen fühlt, ausfüllen und auf seinem Blog hochladen kann.
Wie gewohnt sind meine Antworten fett hervorgehoben, normal formatiert ist der Originaltext des Medienjournals. Weitere Informationen zu der Idee und den Hintergründen finden sich hier.
Im Folgenden meine Bearbeitung des heute veröffentlichten Lückentextes:

Les Vacances de M. Gibson: GET THE GRINGO von Adrian Grunberg

 

"Get the Gringo"
(Alternativtitel: "How I Spend My Summer Vacation"; USA 2012; Regie: Adrian Grundberg)

Wieder einer dieser Filme, in denen die Protagonisten keine Namen tragen, sondern nach ihrer Funktion benannt sind. Und wieder einer dieser Filme, in denen sich ein männlicher Held, diesmal Mel Gibson, durch die Unterwelt prügelt und schießt. Der leicht variierte Plot geht diesmal wie folgt: Nach einem blutigen Banküberfall flieht "Driver" (Mel Gibson) über die mexikanische Grenze. Dort nehmen die Federales dem Fluchtwagenfahrer nicht nur seine Beute ab, sondern schieben ihn in den gigantischen Gefängniskomplex "El Pueblito" ab, wo er sich selbst überlassen ist. Nur durch die Hilfe eines 10-jährigen Jungen (Kevin Hernandez als "Kid"), gelingt es dem Gringo, zu überleben. Als er erfährt,

Dienstag, 19. März 2013

Media Monday #90



Eine äußerst lobenswerte Institution ist der "Media Monday" (vor 2011: "Movie Monday"), der aktuell durch das Film- und Bücher-Blog Medienjournal ausgerichtet wird und über den ich kürzlich durch das sehr lesenswerte Blog Filmforum Bremen gestolpert bin.
Die Idee ist so einfach wie in der fragmentierten deutschen Film-Blogosphäre gemeinschaftsstiftend – und daher prinzipiell begrüßenswert – und hier der Einfachheit halber qua Zitat der Website des Medienjournals umrissen: