Mittwoch, 1. Oktober 2008

Blut und Hoden: Mel Gibson in PAYBACK

PAYBACK (Director’s Cut)

Brian Helgeland

USA 1999

DVD, Scope, OF

*1/2


Mel Gibson als badass, again.
Laut der Online-Filmdatenbank IMDb ist der Director’s Cut zehn Minuten kürzer als die reguläre Kinofassung und, da ich den ersten Cut nicht kenne, nehme ich einmal an, dass die Helgeland-Version auch besser sein dürfte (polemisch könnte man hinzufügen: insbesondere, da sie kürzer ist und damit die Mischung von reaktionärem Geprügel und Langeweile kürzer ausfällt). Tatsächlich habe ich in den letzten Jahren kaum einen weniger humorlosen, dummen und reaktionären Thriller gesehen, und selbst an Joel Schumachers 8MM (1999) konnte ich etwas finden.


In weitgehend farbentsättigten, blaugrauen Bildern stapft Gibson als Killermaschine Porter durch den Plot und prügelt Frauen, Junkies, Afroamerikaner, Asiaten, überhaupt alles, was einem WASP als fremd oder effeminiert erscheinen mag. Tritt ein junger Dealer mit Dreadlocks auf, so greift ihn sich Porter sogleich an den Haaren und knallt ihn mit dem Gesicht in die Wand. Ein paar Leberhaken später reißt er ihm dann den Nasenring aus dem Gesicht. Kastration droht überall: Die Triaden wollen Gibson/Porter mit einem Springmesser entmannen, er prügelt seine Gegner in die Hoden, Lucy Liu, als SM-Prostituierte besetzt, schwingt die Reitgerte − die phallische Frau als Bedrohung. Natürlich ist der wasserstoffblonde bad guy, der Porter vor Jahren verraten hat und Auslöser des Rachefeldzugs ist, auch sexuell „pervers“. Sadist sei er, aber prügeln lässt er sich auch von Lius Figur. Gibson jedoch ist der einzige echte weiße Mann hier. Eine alte Bekannte, ebenfalls eine Hure (alle Frauen in PAYBACK sind Nutten oder Junkies), sagt einmal zu ihm, er sei der härteste Mann, den sie kenne. Aber ob er auch hart genug sei, das wisse sie nicht. So wird der ganze Film zum Männlichkeitstest des Narziss Gibson. Einmal stiehlt Porter den Ausweis eines dümmlichen Yuppies, der ihm ähnlich sieht, aber auf dem Passfoto lächelt. Gequält versucht Gibson/Porter in die Kamera zu lächeln. Das einzige Mal hat er ein Problem.


Tatsächlich stellt der ganze Blödsinn ein Remake von John Boormans meisterlichem Neo-Noir POINT BLANK (USA 1967) dar. Doch wer eine gute Variation davon sehen will, sollte sich eher Soderberghs intelligenten THE LIMEY (USA 1999) Jahr ansehen.


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