Donnerstag, 2. Oktober 2008

Schießbudenfiguren: DER BAADER-MEINHOF-KOMPLEX


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DER BAADER-MEINHOF-KOMPLEX
Uli Edel
D 2008
Kino, WS
**1/2

Das ist er also: Bernd DER UNTERGANG Eichingers Version von Stefan Austs mittlerweile um die 700 Seiten dicker, ziemlich detailversessener RAF-Aufarbeitung. Der Anfang ist richtig gelungen: Berlin in den späten 60ern, Schah-Besuch, Jubelperser mit Dachlatten, Bullen mit Knüppeln, US-amerikanische Popmusik. Da springt etwas über von dem Gefühl ohnmächtiger Wut, das einige damals dazu brachte, zu rebellieren, aufzubegehren, schließlich sogar zu den Waffen zu greifen. Doch danach geriert alles schnell zum kompetent gemachten, sinnleeren Ausstattungskino. Edel und Eichinger arbeiten sich sklavisch daran ab, so viel wie möglich von zehn Jahren bewaffnetem Kampf und Staatsgewalt in 150 Minuten zu pressen und dabei nahezu jeden bekannteren Schauspieler Deutschlands zumindest in einer Nebenrolle unterzubringen. Da reiht sich Attentat an Exekution, gewaltsamer Übergriff an staatliche Gegenaktion; Boom-Boom, Bang-Bang. Von den Figuren und ihren Motiven erfahren wir jedoch fast nicht. Die RAFler reden alle Flugblatt-Sprech: „Wir müssen den anti-imperialistischen Kampf in die Welt tragen“, „der Kampf hat sich internationalisiert“, oder so ähnlich. Das sind die Dialoge, die Edels / Eichingers Terroristen bestenfalls führen dürfen. Intellektuelle Debatten finden nie statt, alles bleibt purer, leerer, letztlich sinnloser Aktionismus. Und Bruno Ganz, Eichingers Hitler, zeigt als Horst Herold Verständnis, während er Hummersuppe an seine Mitarbeiter ausschenkend düster vor sich hinraunt – der BKA-Beamte als Seher, als Schamane. Am anderen Ende der Skala: Moritz Bleibtreus Baader: fast immer brüllend, Schaum vorm Mund, das böse Wort „Fotze“ schließt zumindest gefühlt jeden zweiten Satz ab. Ein purer Macker, nichts sonst. Da er aber wenigstens keine Stuss-Politmonologe absondern darf, wird er fast zur alleinigen Identifikationsfigur des Films. Im fast ausverkauften Kino haben zumindest immer alle gelacht, wenn er wieder brüllen durfte: „Halt’s Maul, Schlampe!“ oder: „Ficken und Schießen sind ein und die gleiche Sache.“

2 Kommentare:

Yman hat gesagt…

Ein Kommentar fast genauso Brüllend als ein Baader Gesprich!! Themroc hat auf jeden Fall Recht aber sein Analyse ist zu oberflächlich und die Note Grosszügig. Diese Film verschwendet das ganze RAF Thema mit eine unangenehme 150 minuten Infobombardierung, die genau wie ein Musikvideo geschnitten ist. Keine Bewegung oder Spruch nach der Vorschau: nur schwer geprügelt Zuschauer, verwirrt und verloren. Das Ziel war das RAF Mythos zu zerstören: Total verpasst!! Sexy Schauspielern, regelmässig Nackt - unnütze Szenen wie der Training in Jordanien oder Mohnhaupts neue Entjungfernung - die nur Bullen schimpfen oder "Majestuöse" politische Zitate sagen. RAF Mitgliedern sind Cool gezeigt, stark und Dominant (Das Schauspiel ist trotzdem Gut, inbesondere Johanna Wokalek). Absolut Falsches Bild, wirklich unverstandbar mit Austs Buch als Basis. Edel wollte zu viel schauen, zu schnell, und konnte nur oberflächlich das Thema handeln. Es gibt viele Filme über terroristen von diese Ära die richtig Grossartig sind ("Piazza delle cinque lune", Martinelli, Italien, 2003 - Brigade Rosse oder "Les Ordres", Brault, Kanada, 1974 - FLQ) und eine richtiger, guter Film über die RAF würde Super aber Uli Edel hat am Ende eine grosse Chance verpasst und ein Interessanter Thema verschwendet. Leider. *1/2

themroc hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.