Mittwoch, 1. Oktober 2008

Europäische Komödie (I.): LA GRANDE VADROUILLE

LA GRANDE VADROUILLE (DIE GROSSE SAUSE)
Gérard Oury
F-UK 1966
DVD, OmU, Scope (integrale Langfassung aus Frankreich)
***1/2


Bourvil und Louis De Funès in einer europäischen Kriegskomödie, äußerst gut fotografiert und aufwändig inszeniert (besonders prägnant: die vielen Hubschrauber-Einstellungen gegen Ende, als die Protagonisten in zwei Sportgleitern einer Messerschmitt entfliehen). Auffällig sind einerseits die hervorragend ausgewählten Innenräume des Films, von sakralen Bauten wie der Pariser Oper und einem Kirchenlazarett bis hin zu reiner Herrschaftsarchitektur und, am ganz anderen Ende des Spektrums angesiedelt: ein bonbonbunter französischer Landgasthof. Zum Anderen führt uns „die große Sause“, so der deutsche Titel, von Paris ausgehend durch die malerischsten Landschaftsstriche Frankreichs, bis sich schließlich der Eindruck aufdrängt, das französische Tourismusministerium hätte den Film zumindest koproduziert.


Auf der allegorischen Ebene handelt Ourys Film davon, dass die Franzosen unter der deutschen Besetzung lernen müssen, Klassenschranken ebenso wie ihren eigenen Nationalismus zu überwinden: De Funès’ Kapellmeister ist ein arroganter Schnösel, der Bourvils bäuerlich-naiven Anstreicher verachtet, obwohl der ihm immer wieder das Leben rettet. Den drei Engländern, die zusammen außerhalb des besetzten Frankreichs bringen müssen, begegnen sie in ihrer kulturellen Beschränkung mit ebensoviel Misstrauen wie diese ihnen gegenüber an den Tag legen. Je weiter die Handlung voranschreitet, so lernen alle, einander zu vertrauen und gegenseitige Vorurteile abzulegen. Das macht aus dem Film sicherlich kein antifaschistisches Lehrstück, aber so technisch kompetent er gemacht ist, vermag er doch durchgängig zu unterhalten.


Auffällig ist im Vergleich zur in der Regel durchweg bitteren italienischen Komödie, dass die Deutschen hier zwar klar als Feind erkennbar sind, sich ihre Bedrohlichkeit aber im Wesentlichen auf Herumschreien beschränkt. Niemand wird hier gefoltert, kein einziger Mensch stirbt. Selbst wenn die Messerschmitt abstürzt, kann der deutsche Pilot sich noch mit einem Faltschirm retten. Für einen Film, der dann irgendwie zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt, ist das letztlich etwas irritierend.



1 Kommentar:

alex_g hat gesagt…

war ja als kind mein allererster lieblingsfim...und ich mag den immer noch! was auch daran liegt, dass Louis De Funès in diesem film mal ausnahmsweise nicht nervt, weil sich die handlung auf mehrere straenge verteilt, die immer wieder miteinander verwoben und entzerrt werden, so dass sich klamauk, satire, sprach- und wortwitz die wage halten.